KUGELN ÜBERM BROADWAY

BULLETS OVER BROADWAY ist ein nostalgisches, witziges Musical in mittlerem Format mit attraktivem „Rollenfutter“ für Schauspieler und Musicaldarsteller.

Wenn bei einer Broadwaypremiere ein Trupp von Mafiosi ungeniert eine Schießerei anfängt und Publikum wie Kritiker dies dem Stück als genialen dramaturgischen Einfall anrechnen, ist das Mosaik einer chaotischen Entstehungs- und Probenzeit vollständig. Woody Allens Filmkomödie BULLETS OVER BROADWAY brachte 1994 die grotesken Irrungen und Wirrungen der Theaterarbeit auf den Punkt.

Ein erfolgloser Autor und sein halbherziger Produzent lassen einen Mafiaboss den Mäzen spielen, was natürlich seinen Preis hat – die höllisch unbegabte Geliebte des „Mäzens“ muss eine Hauptrolle bekommen, und einen Leibwächter während der Proben hat sie auch. Dieser achtet nicht nur peinlich genau darauf, dass die vermeintliche Schauspielerin ins richtige Licht gesetzt wird und kein Wort zu ihren Ungunsten gestrichen wird, sondern er schreibt ganz nebenbei auch noch das selbst vom Autor nicht wirklich geliebte Stück um. Gegen Ende, zur Premiere, wenn er seinen Erfolg womöglich genießen könnte, liegt er allerdings tot auf der Hinterbühne – siehe oben.

Garniert mit Liebesaffären und Leichen, geprägt von kuriosen Verwicklungen und hellen Momenten war BULLETS OVER BROADWAY ein echter Allen, aber der Vorschlag, daraus ein Musical zu machen, gefiel dem berühmten Filmemacher zunächst nicht sehr. Der Legende nach soll ihn seine Schwester davon überzeugt haben, nicht zuletzt mit der Idee, als Musiknummern populäre Standards der 1920er Jahre einzubauen, also Originalmusik aus der Zeit, in der der Film spielt. Ein guter Einfall: Im 2014 uraufgeführten Musical, das nun in deutscher Fassung vorliegt, erklingen Songs wie „Let’s Misbehave“, „I’m Sitting on Top of the World“, „Tiger Rag“ und „Yes, we have no bananas“.